Ob Osterkerze oder Osterfeuer, Osterlamm oder Osterhase – kaum ein anderer Feiertag in Deutschland ist mit so vielen Bräuchen und Traditionen verbunden wie das Osterfest. Für Christen ist es das höchste Fest im Jahr, an dem sie die Auferstehung Jesu und damit den Sieg des Lebens über den Tod feiern. Besonders Kinder freuen sich an diesem Tag auf die Suche nach den bunten Eiern, die der Osterhase versteckt haben mag. Aber warum ausgerechnet Eier? Und was hat eigentlich ein Hase damit zu tun?
Das Ei und der Hase
Das Ei gilt seit jeher in vielen Kulturen als Symbol für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt. Im antiken Griechenland beispielsweise hat man zur Feier der Tagundnachtgleiche bunte Eier aufgehängt und verschenkt und das Ei wurde als heiliges Symbol für den Neubeginn verehrt; im alten Ägypten wurde das Ei als Ursprung der Welt geachtet. Diese Symbolik hat das Christentum übernommen, lässt sich doch in dem Küken, das aus dem Ei schlüpft, auch die Auferstehung Christi sehen. Wurden Ostereier früher rot gefärbt, um an das Blut und Opfer Jesu zu erinnern, erstrahlen sie heute in den buntesten Farben. Neben der Symbolik gibt es wohl auch noch einen ganz praktischen Grund, warum Eier eine so große Rolle spielen: Während der Fastenzeit vor Ostern gehörten auch Eier zu den verbotenen Lebensmitteln. Da die Hühner sich davon aber wenig beeindrucken ließen und weiter fleißig Eier legten, machte man diese durch Kochen haltbar, um sie dann zum Osterfest essen zu können. Durch die Farbe konnte man sie zudem von rohen Eiern unterscheiden. Warum nun ausgerechnet ein Hase die Eier bringt oder versteckt, ist nicht eindeutig geklärt. Sicher ist aber, dass er als eines der ersten Tiere im Frühjahr Junge bekommt und damit ebenfalls symbolisch für Fruchtbarkeit und neues Leben steht.
Andere Länder, andere Sitten
Nicht überall auf der Welt wird Ostern gleich gefeiert. In Australien beispielsweise hat der Osterhase keinen guten Ruf. Sein Verwandter, das Kaninchen, gilt dort als Plage, da es die Felder kahl frisst und Ernten zerstört. Ein Ersatzhase musste also her, und was läge näher, als aus dem heimischen Bilby (ein Kaninchennasenbeutler) einen Easter Bilby zu machen – und der bringt praktischerweise den Beutel für die Eier gleich mit.
In Bulgarien trägt man mithilfe der Eier kleine Duelle aus: Immer zwei Eier werden mit der Spitze aneinandergeschlagen, und wer zum Schluss noch eins mit einer heilen Schale hat, dem ist im folgenden Jahr das Glück besonders hold.
Auf den Philippinen sollen Eltern ihre Kinder am Kopf fassen und hochheben, dadurch sollen diese größer werden.
In Finnland glaubte man früher, dass Osterhexen ihr Unwesen trieben. Deshalb verkleiden sich Kinder auch heute noch als Hexen und verteilen bunt geschmückte Zweige an die Nachbarn, wofür sie Süßigkeiten bekommen. Mit viel Krach ziehen sie durch die Straßen, um den Winter endgültig zu vertreiben.
In den nordöstlichen Regionen Spaniens ist es Tradition, ein ganzes gekochtes Ei mit Schale in einem Gebäck einzubacken und es dann an der Stirn eines Freundes aufzuschlagen.
Traditionell ist in der Fastenzeit nur der Verzehr von Fisch, nicht aber von Fleisch erlaubt. Davon inspiriert feiern die Iren das Ende der Fastenzeit auf ihre Weise: Sie haben den Fisch so satt, dass sie Heringe in kleine Gräber legen und den Fisch damit wortwörtlich begraben.
Sprachliche Verwendung
Bleibt noch die Frage: Findet das alles „zu Ostern“, „an Ostern“ oder einfach nur „Ostern“ statt? Und ganz im Sinne der Sesamstraße: Heißt es „der“, „die“ oder „das Ostern“? Hier verhält es sich wie bei den Bräuchen: Nicht nur die Traditionen, auch die Sprache unterscheidet sich je nach Region. Klar ist: Es heißt im Allgemeinen „das Ostern“, im Genitiv „des Ostern“, im Plural „die Ostern“, wobei das Wort jedoch überwiegend ohne Artikel und im Singular verwendet wird. Weder „das Ostern“ noch „die Ostern“ waren also schön, aber „Ostern“ war es vielleicht. Auch der Gebrauch als feminines Substantiv („Letzte Ostern war schön“) ist nicht mehr üblich. Möchte man einen Artikel verwenden, bieten Komposita wie „die Ostertage“ oder „das Osterfest“ gute Alternativen. Ausnahmen finden sich vor allem regional: Gelegentlich im landschaftlichen Gebrauch und besonders in Österreich und der Schweiz ist durchaus auch die Verwendung des Plurals üblich.
Möchte man nun wissen, wie der Nachbar die Feiertage verbracht hat, fragt man ihn am besten: „Was hast du Ostern gemacht?“ Ebenso korrekt ist es, die Festtagsbezeichnung mit einer Präposition anzuschließen: Man könnte also genauso gut fragen, was er „an Ostern“ oder „zu Ostern“ gemacht hat, wobei Ersteres vor allem in Süddeutschland, Letzteres besonders in Norddeutschland gebräuchlich ist. Gelegentlich wird sogar das Wörtchen „auf“ vorweggestellt, dies gilt jedoch standardsprachlich nicht als korrekt.
In Wunschformeln ist übrigens ebenfalls die Verwendung des Plurals üblich. In diesem Sinne:
Fröhliche Ostern!
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