Wer Fremdwörter gebraucht, der sei auf der Hut. Hier kann sich der ein oder andere Rechtschreibfehler einschleichen. Ein paar „berühmte“ Fälle wollen wir uns einmal anschauen und auch einen kurzen Blick auf die Gründe für die Falschschreibungen werfen. Aber nicht nur das: Man kann bei Fremdwörtern auch schnell mit der Bedeutung durcheinandergeraten – und damit zur allgemeinen Erheiterung beitragen.
Wären Sie hier auch in die Fremdwörter-Falle getappt?
Manchmal stößt man in der Zeitung auf einen brilliant geschriebenen Artikel, zum Beispiel über das neue Grafitto eines Künstlers. Woanders ist von der Reflektion des Lichts die Rede oder es geht um Themen wie etwa Aquisitionen oder Lizensierungen. Außerdem sollten Sie letztens einen Obulus entrichten, während Ihnen an anderer Stelle ein Betrag seperat erstattet wurde. Dennoch sind Ihre Resourcen bald erschöpft? Dann lassen Sie sich trotzdem nicht aus dem Rythmus bringen. Oder etwa aus dem Rhytmus oder gar Rhythmus?
Wie angekündigt – manche der oben vorkommenden Wörter sind zur Rechtschreib-Falle geworden. Es sind Fremdwörter, die laut Duden besonders gern falsch geschrieben werden. Genau genommen verstecken sich im obigen Text neun falsch geschriebene Wörter. Diese „beliebten“ Falschschreibweisen begegnen uns durchaus auch im Lektorat. Dann klären wir mal auf. Im Einzelnen:
Falsch geschriebene Fremdwörter im Deutschen – die Klassiker
Im Englischen schreibt man zwar „brilliant“ mit einem „i“ hinter dem Doppel-„l“, aber im Deutschen steht dort kein „i“. Das Wort „brillant“ wurde nämlich ursprünglich aus dem Französischen entlehnt, wo es das Partizip I zu „briller“ („brillieren, glänzen“) ist und kein „i“ hat. Auch im Italienischen und Spanischen („brillante“) findet sich übrigens kein „i“ hinter dem Doppel-„l“.
„Graffito“ schreibt man mit Doppel-„f“ und nicht mit Doppel-„t“, da es von italienisch „graffito“ („das Gekratzte“) abgeleitet ist. Dies wiederum stammt vom italienischen Verb „graffiare“ („kratzen“) ab.
Weiter geht es mit „Reflexion“, das nicht mit „kt“ geschrieben wird, sondern eben mit „x“. Dieses Wort hat zwar das lateinische Verb „reflectere“ („zurückbiegen“) als Ursprung, aber sowohl im Perfekt („reflexi = ich habe zurückgebogen“) und Partizip II („reflexus = zurückgebogen“) als auch in der Substantivierung („reflexio = das Zurückbeugen“), von der es abgeleitet ist, steht ein „x“.
Zu den Spitzenreitern der falsch geschriebenen Fremdwörter zählt der Duden übrigens das Verb „lizenzieren“ („eine [behördliche] Erlaubnis, Genehmigung erteilen“). Es wird wohl in Analogie zum Verb „zensieren“ („benoten; [auf unerlaubte Inhalte] prüfen“) sehr oft mit „s“ geschrieben. Allerdings leitet es sich gar nicht davon ab, sondern von dem Wort „Lizenz“, das sich mit „z“ schreibt. Im Einleitungstext müsste also entsprechend „Lizenzierungen“ geschrieben werden.
In der Hitliste befindet sich auch das Verb „akquirieren“, bei dem das „k“ oft unterschlagen wird. Die außergewöhnliche Schreibung rührt von lateinisch „acquirere“ („hinzuerwerben, hinzugewinnen“) her. Im Einleitungstext wäre daher „Akquisitionen“ richtig.
Auch das Wort „separat“, hinter dem „p“ mit „a“ geschrieben und nicht mit „e“, geht auf das Lateinische zurück, genauer gesagt auf das Partizip II „separatus“ des Verbs „separare“ („separieren, trennen“).
Bei „Obolus“ (mit „o“ und nicht mit „u“ hinter dem „b“) und „Rhythmus“ (ja, mit zwei „h“) rührt die ungewöhnliche Schreibung letztendlich vom Griechischen her. Griechisch „obolós“ ist mundartlich für „obelós“ („[Brat]spieß“). Es wird vermutet, dass die ersten Münzen dieser Art kleine, spitze Metallstücke waren. Griechisch „rhythmós“ steht für „Gleichmaß, das Fließen“.
„Ressource“ schließlich schreibt sich im Deutschen mit Doppel-„s“, weil es von französisch „ressource“ abstammt, auch wenn es sich im Englischen mit nur einem „s“ schreibt.
Wieso schnappt die Fremdwörter-Falle eigentlich zu?
Versucht man die Beispiele zusammenzufassen, kann man mehrere Gründe für falsch geschriebene Fremdwörter erkennen. Nicht nur, dass man oft einfach nicht weiß, wovon ein Wort(bestandteil) genau abgeleitet ist – bisweilen tappt man auch in die Falle, weil fremdsprachliche Pendants existieren, die fast gleich geschrieben werden. Der Duden spricht hier von „falschen Vorbildern“, wie etwa bei „brilliant“ und „resource“ aus dem Englischen.
Daneben gibt es auch noch einen ganz simplen Grund für falsch geschriebene Fremdwörter: Manchmal ist es schlichtweg die Aussprache, die einen in die Irre führt, so bei „Obulus“ und „seperat“.
Oder ein Wort wird eben fälschlicherweise in Analogie zu einem anderen Wort geschrieben – siehe „lizensieren“, das inhaltlich mit „zensieren“ ja gar nichts zu tun hat.
In diesem letzteren Zusammenhang sei noch ein kleiner Exkurs gestattet:
Falsche Fremdwörter und Malapropismus – was hat es damit auf sich?
Neben falsch geschriebenen Fremdwörtern gibt es natürlich auch falsch verwendete Fremdwörter, diese fallen dann unter den Begriff des Malapropismus.
Beim Malapropismus wird ein ähnlich klingendes Wort gebraucht, das eine andere Bedeutung hat als das ursprünglich gemeinte. Dies kann bewusst passieren, dann liegt ein Wortspiel vor, es kann aber auch unabsichtlich geschehen – nicht selten bei Fremdwörtern. Das Ersatzwort steht dann nicht mehr im Zusammenhang mit dem eigentlichen Sinn und das Ergebnis ist eine unfreiwillige Komik.
Benannt ist dieses Phänomen nach der Figur Mrs. Malaprop aus dem Stück Die Rivalen (1775) von Richard Brinsley Sheridan. Diese Dame verwendet absichtlich lange und umständliche Wörter, um besonders gelehrt zu wirken, gebraucht sie aber wegen fehlender Sprachkenntnisse leider falsch. Der Name der Figur rührt von französisch „mal à propos“ her und steht für „unangemessen“.
Kostprobe gefällig? Dann schließen wir diesen Artikel mit ein paar auf Wikipedia gefundenen erheiternden Beispielen frei nach dem Motto „Das wurde von den Medien hochsterilisiert!“ (statt „hochstilisiert“, Bruno Labbadia):
- „Er hat sich geschickt aus der Atmosphäre gezogen.“ (statt: Affäre)
- „Die Maßnahmen werden mit Bronchialgewalt durchgesetzt.“ (statt: Brachialgewalt)
- „Wir sollten da ein Exemplar stationieren.“ (statt: ein Exempel statuieren)
- „Diese Ausgaben reißen ein riesiges Loch ins Bidet.“ (statt: Budget)
- „Das ist ein Präsidentsfall.“ (statt: Präzedenzfall)
- „Er war eine Konifere seines Faches.“ (statt: Koryphäe)
- „Das Publikum erwies dem Redner stehende Ovulationen.“ (statt: stehende Ovationen)
- „Da darf man sich keine falschen Isolierungen machen.“ (statt: falschen Illusionen)
- „Meine Güte, ist das eine Syphilisarbeit.“ (statt: Sisyphusarbeit)
Weiterlesen bei Comlexis:
Foto: Adobe Firefly